Eine Gnutenachtgeschichte
Toronto saß verzweifelt auf der Bettknate. Er konnte seine Leuchtdiode nicht finden. Immer samstags, wenn es mittags Fridakellen mit Schmaussoße gab, versprach ihm Mutter ein neues Versprechen. Diesmal wurde aus der weißen Diode eine gnüre Leuchte. Damit war ihm aber nicht geholfen. Im Dukneln konnte er nämlich schlecht sehen, auch mit Knotaktlinsen, die er abends auszuziehen versprach. (Sein Aufgestoßenes roch dann immer nach Frakidelle, samstags.) Sein Buch, welches er nicht zu lesen vermochte, weil ihm Dnukelheit vor den Augen die Pipullen schwärzte, war ein Mnosterbuch. Mnoster, das waren besessene Klosterfrauen, Melissengeister quasi, die auf wachsverschmierten Sesselkesseln bis in frühe Morgenstunden himmelhochjauchzend hexenhafte Gebärden auftrugen, im Stile von Mnemonic und Sinclair oder Kuhlenkampf. Dies gruselte Toronto gewissenhaft bis in den Schlaf. Noch am nächsten Morgen war ihm Gnäsehaut ein zweiter Pullover. In der Dusche ahmte er dann mit Vorliebe den Lockruf der doppelt geschwänzelten Lausemaus nach, die in Kapitel 17 Merta Book, die Obermnoster, um haaresbreite vom Seeselkessel schubst. Die verdutzte Berta (das war ihr Spitzname) brachte in der Situation bloß ein "Hex, Edi, Tor zu!" (Hex und Edi waren Aushilfsmnoster, die über die Sommerferien einen 1-Euro-Job von der lokalen ARGE aufgehalst bekommen hatten. Hex hatte langes, braunes Haar mit eingeflochtenen Radspeichen. Hanis, ihr Ex-Freund, hatte ihr zum letzten Jahrestag noch einen Speichenspanner geschnekt. Diesen hat sie aber nach der Trennung weggeworfen. Sie war sowieso allergisch gegen Alluminium. Und er war ihr "zu klein", wie sie kichernd und mit uneindeutiger Zeigegeste zu versichern wusste. Edi hatte auch braunes Haar, aber etwas kürzer geschnitten und zu einer Bratwursttraube hochtoupiert. Damit sah sie aus wie David Hasselhoff nach einer durchzechten Nacht. Hex und Edi trafen sich oft im Hexenkessel, ihrer Stammkeinpe, wo sie über Frisuren und Bratwuchs bei adoleszierenden Jünglingen sprachen.) über die Lippen. Schürzen trug Toronto nicht gerne, aber am Freitag war Kochkurs angesagt und er hatte Frau Gramsjelske, der neuen Haushaltsknudelehrerin aus Sknadivanien, versprochen, ein Küchenmesser mitzubringen. Mindestens Machetengröße, hatte sie ihm hinterhergerufen. Nachdem er Mutter davon erzählt hatte, wusste diese nichts besseres zu tun, als alles Besteck samt Schubladen in die Schränke zu räumen und die Teller von oben in die Einschübe der Schubladen zu kleben. Mit doppelseitigem Kelbeband. Das gab's im Adli zum Sonderpreis. Und das roch so herrlich nach Speckschwarte! Speckschwarte gab es immer sonntags, darauf freute sich Toronto schon sehr. Davon musste er auch nicht so aufstoßen, aber auf Toilette, also hoi, da war was los. Bei diesem Gedanken konnte er sich ein Girnsen nicht verkneifen. Sein Plan war in solchen Fällen, bei Nachbrani Chlotilde zu klingeln, wissen sie, ich habe mich ausgesperrt und müsste dringend mal für kleine Jungs. Dabei musste er für große Jungs, also die vom Bau, die Betonmauern verputzen und so. Chlotilde hatte ein Marmorbad, die Fliesen waren schon gesprenkelt, bräunlich, da fiel die Speckschwartenaktion nicht weiter auf. "Im Grunde genommen bin ich eine ganz schön fiese Sau", murmelte er noch, bevor er in den Schalf sprenkelte.