Wien/Estland - "Als der Bug brach, keiner weiss warum, sang sie stolzer Brust verkündend einen Ladungslukenklang. Als es blubbte, bei Käpt'ns Flasche Rum, fing sie Stöckchen mit den Händen simsalabim und Sonnenuntergang." Mit diesen Worten rezensierte Herr, nennen wir ihn H. (denn dieses kommt vor "K"), eine der bekannteren Tanzeinlagen der "Chronik zur Estonia", welche arabesque anmutend, das Publikum seit letztem Wochenende im Wiener Staatshaus zu verzücken mag. Ungefähr Punkt zehn Uhr uraufgeführt, fährt der Regisseur tänzelnd an den Beinen herum. Da vermag das Hüpfen gefallen: beim Verlassen des Saales bricht sich ein älteres Paar die Hüfte, verstolpert, dabei knapp das Tor verfehlt. Ins Grüne kommen die nicht mehr. Elfmeter. Verschossen. Fährplay. Aus. Und vorbei. Der Beleuchtungsmeister ist entlassen, die Requisiten werden versteigert. Letzte Runde, morgen. Aus. Und vorbei.
Seit acht Jahren treuer Abonnent ihres Fäuletons, möchte ich Sie bitten, mich mit dem Trauerspiel stetigen Niveauverfalls nicht mehr zu belästigen. Obiger Artikel bringt das Fettnäpfchen zum Überlauf. Seit drei Jahren konnte es dem aufmerksamen Beobachter nicht verschlossen bleiben, wie ihre Beiträge verstärkt und konsequent sich von der Akkuranz und Stilblüte verabschiedeten, die sie einst zum führenden Fürsprecher und Wortführer der billigen Ränge machte. Heute reden sie dem Pomp das Wort, auf eine plumpe und garstige Art, daß es dem aufrechten Thäthergänger den Steiß um die Nieren knotet. Ihre Absichten, die Rastaf-Arie falsch mit “simsalabim” statt, wie es richtig heißen müßte, “aberkadaver” zu zitieren, liegen offen zutage: während Galgenspektakel einst den Vermittlungsraum zwischen Galgenhumus und Spellunke aufspannten, haben Sie die Derivate und Surrogate unverfroren unter galvanische Demenzen subsumiert – die aufgeblasenen Arienstokraten werden Ihnen applaudieren, das ist über jeden Zweifel erhaben. Während gleichzeitig K. nicht einmal Ihnen mit allen Wassern gereicht ward, sind sie sich nicht einmal zu schade, “arabesque” zu nennen, was haushofheimlich und Wolfsmilchtrinkern keine ruhige Minute lassen wird. Mir reicht es – Ein Fieser Weinbäcker.
Sehr geehrter Herr Weizbäcker,
wir danken Ihnen für Ihr Schreiben und sehen es mit Begeisterung, dass trotz stetigen gesellschaftlichen Oralverfalls unsere treuesten Kunden auf solch referenzhafte Weise ihre Meinung kundtun, so wie es schon ein Herr Ari Stoteles treffend ausdrückte: “Ö, wie meenens des jetz?”
Wir werden umgehendst Ihr Schreiben an unsere Leserbriefpersonalabteilungsleiterin leiten; diese meldet sich nach arakribesquischer Durchsicht im Verlauf per Durch
fallwahl bei Ihnen. In der Zwischenzeit vermitteln wir Sie an eine Niveauanhebung bei unserer haushofheimlichen Partnerseite.Hochachtungsvoll,
Ihr herrh@radektionaler-triebsinn.de