Cyano vom Berge Raknarok

Marquise phon Ethik vom Balkon ihres Schlafgemaches den Mond betrachtend. Cynerico nähert sich durch die Büsche.

Marquise: Ein Rascheln. 's wird der Mond doch nicht sein, der sich durch die Bäume hebt.

Cynerico stolpert über eine Wurzel.

Marquise: 'was Schwer'res als der Mond. Und gleich unter meinem Balkon. Ein Tier, ich hört es schnauben. Es muss hungern, dass es sich so nah herantraut.

Cynerico: Erschreckt nicht!

Die Marquise erschrickt.

Marquise: Es spricht. Welch sonderliches Tier, welch verwunschene Nacht!

Cynerico: Verwunschen nicht, erwünscht und verzaubert.

Marquise: Es antwortet mir und scheint Vernunft zu haben.

Cynerico: Nicht zu viel. Die Vernunft ist außer mir.

Marquise: Wie sehr Du nach einem Menschen klingst, so menschlich. Wie Du daran gekommen sein magst, oder ist's in Dich gefahren?

Cynerico: Gewiß ist, 's fährt aus mir heraus. Und wie's in mich hineingekommen, einer oder eine wird's in mich hineingepflanzt haben, wenn ich denn natürlich bin. Wie ist's bei Euch geworden, die zarte Stimme mit Sinn, die Ihr erworben?

Marquise: Es muß die Nacht sein, die's in mich hineinsetzt und über Gaumen und Zunge tanzen läßt. Denn alle Sitten, die Menschen mir gegeben, drängen mich zum Schweigen und ins Haus zurück.

Cynerico: Es sind wohl die Sitten der Sonne, die Ihr meint. Tags ziehen sie ins Freie, des Nachts aus dem Freien zurück. Und zurück seid Ihr ja. Doch kennt Ihr nicht die Sitten des Mondes? Auch dessen Ordnung hat vom Sinn der Sonne, Ihr mögt es schon gefühlt haben.

Marquise: Fühlen täuscht, so sagt man mir, und das schummrige Licht läßt keine Klarheit kommen.

Cynerico: Dann wißt Ihr nichts von der Astronomie.

Marquise: Das Mondlicht ist das Sonnenlicht, meint Ihr dies?

Cynerico: Ebendies.

Marquise: Doch Ihr wißt, wie es scheint, von Optik nichts.

Cynerico: Meint Ihr die Diffusion des Sonnenlichts bei Nacht? So daß der linke Mondstrahl auch mal rechts und alles ganz verrückt sein kann?

Marquise: Ebendies.

Cynerico: Dann habt Ihr recht und auch nicht recht.

Marquise: Seid Ihr ein Richter? Und dazu ein ganz absonderlicher, der sein Geschäft nicht auszuführn versteht?

Cynerico: Ja und auch nein. Das will ich Euch sagen: der Mond ist die andre Seite der Sonne. Folgt daraus nicht, daß tags der Richter nur die eine Seite sieht? Oder nur einäugig?

Marquise: Mich schwindelt. Oder schwindelt Ihr?

Cynerico: Wir schwindeln beide. Das trifft sich gut.

Marquise: Eben war es noch der laue Frühlingswind, der Eure Worte hier hinauftrug. Nun scheint mir etwas Anrüchiges dabei.

Cynerico hat sein Geschäft erledigt.

Cynerico: Dann schont Euer Näschen. Und dank dem Schöpfer, daß Ihr keine Nase habt.

2 thoughts on “Cyano vom Berge Raknarok

  1. Ein Schelm der schönes Weibern schenkt.
    Das Balkonieren steakt dem Nasfröschchen gut zur Geschicht.
    Und selten seit dem sinnierten Tischpflanzen ihr Granulat zu sattem Blattgrün.

  2. Dies trifft sich gut: ich habe da ein neues Produkt, LeafoFix, welches ich in diesem Kontext anbieten kann. Es ist geschmeidig und sanft zur Haut und mimt den Geruch im Verzug. Man kann es aufbiegen und -brechen. Sowohl in der Hand- als auch in der Hosentasche hat es noch nie seinen Inhalt preisgegeben und ich bin felsenfest von seiner Robustheit überzeugt. Ich kann LeafoFix wärmstens empfehlen, denn im Winter spart man sich den Taschenwärmer. Es ist auch schon Werbung im Rundfunk geplant.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.