In der Ferne schob sich langsam der erste Achttausender über den Horizont. In der Nacht war die Temperatur auf -20 Grad gefallen, so dass jetzt am frühen Morgen die Luft an der Gesichtshaut riss, wo sie zwischen der Einmummung noch herausschaute. Emil biss die Zähne zusammen und schrabbte weiter nach vorne, wo irgendwann die aufgehende Sonne hervorstechen und Linderung bringen würde. Hier oben in der dünnen Luft kamen sie nur mühsam voran und mussten bei der fehlenden Deckung durch eine Vegetation, wie sie sie vor zwei Tagen in den Niederungen noch gehabt hatten, jederzeit mit Angriffen rechnen. Über Nacht hatten die Quallen die Verfolgung einstellen müssen, da sie bei den tiefen Temperaturen mit ihren Fangarmen am Eis festzufrieren drohten. Doch irgendwo unterhalb des Grates kamen sie mit Sicherheit schon wieder aus ihren Schlafsäckchen hervor und rotteten sich zur Treibjagd zusammen. Die Chancen standen schlecht...
Fernab, im Quallenhauptquartier wurde schon der Champus kaltgestellt. Quartiermeister Qualle 15b gurgelte euphorisch: "Jetzt haben wir ihn. Gebirgsjägergruppe 3 meldet, Emil gesichtet zu haben. Da oben gibt es kein Entrinnen mehr!"
Auf dem Dach der Welt hauchte Emil im Würgegriff einer Feuerqualle seinen letzten Atem aus, aber nicht ohne noch hinzuzufügen, dass es ihn jetzt erwischt habe. Die Feuerqualle jauchzte triumphal auf.
Fernab, im Quallenhauptquartier bereitete man schon den Orden und die Ruhmesrede vor: "Feuerqualle Felix, in höchster Pflichterfüllung und von Todesmut beseelt usw."
Dreitausend Jahre später spülte der vom Klimawandel erwachte Gletscher Emils gefrorene Überreste in die Täler Nepals herab, wo es Wissenschaftlern mit neuesten Methoden der Gentechnik gelang, einen Clon Emils zum Leben zu erwecken. Sanft stieß Emil die Wissenschaftlerin Berta mit seinem Stoßzahn und trötete fröhlich.
Parole Emil!